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Für die Nummer 90 der Brazil45-Serie stellen wir einige weniger bekannte Entdeckungen vor, die in letzter Zeit zu den Favoriten hier im Bongo HQ geworden sind.

Als erstes begeben wir uns in den Norden Brasiliens mit dem funkigen Forró/Boogie-Hybrid-Monster "Vendedor De Mangaios" von Josan. Ursprünglich wurde es 1981 auf dem Album "Rio De Renovações" auf Copacabana Records veröffentlicht. Dieses süchtig machende Dancefloor-Juwel ist immer noch relativ unbekannt, aber es ist ein fester Favorit auf den Bristol's Worm Disco Club-Partys und unter den DJs und Sammlern der brasilianischen Underground-Tanzmusikszene geworden.

Vou Tirar Você Daqui" stammt aus dem 1977 erschienenen, selbstbetitelten Album des berühmten Sängers Bartô Galeno (Tapecar Records) und ist ein ungewöhnliches Stück. Der Song lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken, er liegt irgendwo zwischen MPB/Funk und Rock, ist aber eigentlich nichts davon. Unterstützt von einem großen orchestralen Sound und ausgefallenen Synthesizern, hat der Track ein wirklich einzigartiges Gefühl.

Wir hoffen, dass euch diese Funde gefallen. Ein weiterer Beweis für die Vielfalt und Tiefe des reichen musikalischen Erbes Brasiliens.

Diese Edition ist auf 500 Exemplare limitiert und wird mit Guts geteilt. 350 sind über HHV und 150 über Guts erhältlich.

"Alle DJs haben ihre eigene Art, ihr Set zusammenzustellen. Manche wählen die Platten ganz spontan aus und vertrauen auf ihren Instinkt, andere schreiben eine genaue Liste auf ein Blatt Papier und weichen nie davon ab; das Set ist eine Küche, in der der DJ der Chef ist. Es ist egal, wie es gemacht wird, solange es richtig gemacht wird und allen Spaß macht, das ist das Wichtigste.

Ich glaube, ich kombiniere diese beiden Methoden, wenn ich mein Set aufbaue, nur dass ich statt von einer Mahlzeit von einer Geschichte spreche. Eine Geschichte, die sich über verschiedene Stile, Länder und Atmosphären erstreckt und die ich jeden Abend auf eine andere Art und Weise erzähle. Allerdings mit einer Methode, die ich respektiere.

Zwischen den neuen Sachen, die ich von den Labels bekomme, den Sachen, die mir Freunde und Fans schicken, und dem, was ich selbst entdecke, habe ich genug, um jeden Abend ein anderes Set von A bis Z zu machen! Doch bevor diese Leckerbissen die Tanzfläche beglücken können, muss jedes einzelne Stück einen ganz bestimmten Prozess durchlaufen.

Der erste Schritt besteht darin, meine Tracks in hoher Qualität zu digitalisieren. Da ich in einer Woche mehrere Termine habe, kommt es nicht infrage, kistenweise Schallplatten an Orte zu schleppen, die manchmal weit voneinander entfernt sind. Das WAV-Format ist mein bester Freund geworden. Mit ihm kann ich einige Tracks bearbeiten, Teile herausschneiden oder andere verlängern. Manchmal ist ein langes Intro nicht nötig, während ein furioses Break sich etwas länger wiederholen muss.

Der zweite Schritt besteht dann darin, die Tracks nach Genre und Herkunft zu klassifizieren. So entsteht eine richtige Bibliothek, in der jeder Titel seinen eigenen Platz hat. Erreichbar (fast) ohne zu suchen. Ich kenne die Erfahrung nur zu gut, sich in der eigenen Sammlung zu verirren, zu versuchen, die Buchrücken zu lesen, eine Platte auf halbem Weg aus dem Regal zu ziehen, nur um sie sofort wieder hineinzustellen. Nein, das ist nicht die richtige... Wo habe ich die andere denn hingelegt?...

Aus diesen Ordnern ziehe ich dann die Titel, die Teil der dritten Phase sein werden: die Auswahl für das DJ-Set. Nichts ist in Stein gemeißelt, die Titel kommen und gehen regelmäßig. Ich habe sowohl ganzjährige Hausbesetzer als auch Bewohner, die für ein paar Wochen vorbeikommen. Oder Tage. Von dort aus beginne ich, die Geschichte auszuarbeiten, die ich drei oder vier Stunden lang erzählen werde.

Der Beginn des Sets ist immer derselbe. Ich begrüße die Tänzerinnen und Tänzer sanft. Ich lasse sie mit einem musikalischen Aperitif aus Tracks mit 80/90 BPM auf ihre Plätze gehen - etwas, das viele DJs nicht oder nicht mehr tun.

Das Ende ist immer das gleiche. Der sanfte Abschied von den Tänzern. Ich lasse sie friedlich untergehen. Ihr Abend mit mir ist vorbei, aber vielleicht beginnt für sie schon ein anderer, intimerer Abend.

Zwischen diesen beiden Momenten dreht sich alles um die Geschichte selbst, mit ihren Cumbia-, Reggae-, Hip-Hop-, lusophonen Musik-, Funk- und Soul-Jazz-Anleihen... Eine reichhaltige Geschichte, die sich in der Stimmung des Moments und auf der Tanzfläche selbst erzählt. Je nach allgemeiner Stimmung kann die Steigerung der musikalischen Kraft nach einer Stunde und dreißig Minuten Vorprogramm beginnen oder erst nach 45 Minuten. Der Höhepunkt wird mit dem Afro-House-Teil erreicht, einer furiosen Passage, in der überdrehte Musik aus Simbabwe und Punkmusik aus Südafrika in einem totalen Experiment mit Tracks aufeinandertreffen, die so verstörend sind, dass sie die Beine der Tänzer aus dem Takt bringen. Dies ist ein Moment des Bruchs in der Erzählung, dessen einziger Zweck es ist, die Verbindung zur Tanzfläche wiederherzustellen, sobald er vorbei ist, und die Geschichte mit noch größerem Interesse neu zu beginnen.

Diejenigen, die bereits mein DJ-Set gesehen haben, wissen: Jede meiner Geschichten ist einzigartig.

Ich hoffe, du wirst diejenige genießen, die ich dir in diesem dritten Band erzähle.

Pura Vida

Guts"

Zum Auftakt der neuen Cuban Classic Series von Mr. Bongo freuen wir uns, dieses begehrte Meisterwerk des Psychedelic-Funks zu präsentieren. Eine Mischung aus traditionellen lateinamerikanischen und afrokubanischen Rhythmen, Disco, Jazz und Funk mit einem Hauch von 70er-Jahre-Soundtrack-Produktionen - dieses beliebte Kultalbum mit seinen neun überwiegend instrumentalen Tracks ist ein wahrer Schatz, der es verdient, viel mehr Anerkennung zu finden. Ein Blick auf das verrückte Artwork genügt, um zu wissen, dass es etwas Besonderes sein wird.

Ursprünglich wurde es 1977 auf Areito Records, einem Unterlabel des staatlichen Labels Egrem, veröffentlicht und ist heute eines der seltensten (sogar in Kuba) und begehrtesten Alben des Labels. Es ist das einzige Album der Grupo Los Yoyi und wurde von dem geheimnisvollen Jorge Soler Leó komponiert, orchestriert und produziert.

Nachdem Castro Kuba mit einem Embargo belegt hatte, das unter anderem westliche Musik verbot, hatte das "Yoyi"-Album einen Sound, der mehr links von der Mitte lag als das, was zu dieser Zeit dort normalerweise aufgenommen werden durfte. Es flirtet auf subtile und versteckte Weise mit Disco, Jazz-Funk und elektronischen Klängen aus den USA und Europa. Am bekanntesten ist wohl der Space-Funk- und Bubble-Clubtrack "Paco La Calle". Dieser Track wurde 2008 von dem fantastischen DJ und Produzenten Nick the Record herausgegeben und bringt garantiert jeden Dancefloor zum Kochen. Doch "Yoyi" ist bei weitem kein Ein-Track-Album. Zu den weiteren Höhepunkten gehört "Banana" mit seiner Call-and-Response-Posaunen- und Bläsersektion, quietschenden Keys, pulsierenden Breaks und Percussions sowie einem lockeren, schwebenden Gesangsarrangement. Tu No Me Puedes Conquistar" ist ein schöner, federnder Stampfer mit einer Vielzahl von Instrumenten, die sich im Laufe des Tracks abwechseln. Ruta 30" geht in eine geradlinigere Latin-Richtung, wie wir sie aus Kuba gewohnt sind, ist aber immer noch voller Persönlichkeit, Genuss und Elan. Nimm uns beim Wort, dieses Album ist durchweg stark.

Es ist eines unserer liebsten und beliebtesten Alben aus Kuba und das perfekte Aushängeschild für unsere Cuban Classics Serie. Halte Ausschau nach weiteren Alben, die schon bald erscheinen werden.