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Die neue Sensation nach Oasis

Neue Medien bringen neue Talente hervor – Anfang der 2000er zählen die Britischen Arctic Monkeys zu den ersten Bands, die mit nur ein paar Songs im Internet einen Hype generieren. Bevor die Sheffielder Jungs überhaupt ins Studio gehen, versammeln sie bereits die Massen bei ihren Konzerten, wo die Band auf selbstgebrannten CDs ihre Demos herausgibt – und die verbreiten sich den Fans sei Dank im frühen Internet wie ein Lauffeuer. 2005 nimmt das Domino -Label sie unter Vertrag, es folgt ihr erster Nummer-Eins-Hit I Bet You Look Good on the Dancefloor, und mit der Debutplatte Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not im Jahr 2006 avanciert die Gruppe in Großbritannien nach Oasis zur nächsten musikalischen Sensation. Mit ihrem Album, das vom Leben in den Nachtclubs handelt, definieren die Arctic Monkeys den britischen Indie und Alternative neu und feiern damit massive Erfolge – bis heute wurde dort keine Platte so schnell so häufig verkauft, und auch den Mercury Music Prize für das beste Album verdienen sie sich. Für die jungen Indie-Rocker geht es damit auf Welttournee, und bereits drei Monate später folgt die EP Who the Fuck Are Arctic Monkeys? – die Band sagt, sie habe keine Lust, immer nur die gleichen Albumnummern zu spielen.

Psychedelische Riffs aus der Wüste

Stimuliert vom wilden Alltag ihrer Tour nehmen die Arctic Monkeys 2007 das Album Favourite Worst Nightmare auf, das im Post-Britpop-Gewand daherkommt und mit gehetzten Rhythmen und schweren Gitarrenklängen den Sound der Band weiterentwickelt, ohne aber die Vorgängerplatte nachzuahmen. Ihre Liveshow-Exzesse bringen sie auf At the Apollo als Album heraus, bevor sie 2009 mit Humbug plötzlich eine musikalische Wende vollziehen: teils aufgenommen in der amerikanischen Wüstenlandschaft des Joshua-Tree-Nationalparks, müssen sich ihre Indie-Fans mit einem Mal in Psychedelic- und Hard-Rock-Gefilden zurechtfinden – die 60er Jahre schimmern hindurch. Einerseits verkauft sich das Album mit seinen verrauchten Gitarrenriffs weniger erfolgreich als seine beiden Vorgänger, andererseits etablieren sich die Arctic Monkeys jetzt als die Gruppe, die Erwartungshaltungen immer wieder brechen will. Das dezente Cover ihres nächsten Albums Suck It and See setzt diese begonnene Tradition fort, und die 2011 erschienene Platte probiert sich wieder in anderen Disziplinen als dort, wo sich die Band noch zwei Jahre zuvor gesehen hat: während sich auf Humbug ausgefallene Riffs und düstere Texte breit machten, dominieren hier Popkompositionen, die den psychedelischen Mainstream der späten 60er mit einem rauen Indie- Sound verbinden. Spätestens jetzt ist klar: die Arctic Monkeys sind immer auf der Suche nach einem neuen Narrativ.

Eine Band, die kaum noch enttäuschen kann

Ihren vorläufigen Karrierehöhepunkt erreicht die Band mit der 2013 erschienenen Platte AM, das simple Cover zeigt ihr neues Logo. In Großbritannien wird die Vinyl zum meistverkauften Album des Jahrzehnts und für zahlreiche Musikpreise nominiert. Alle bisherigen Einflüsse der Band kommen hier auf einzigartige Weise zusammen und paaren sich mit Hip Hop -beflügelten Rhythmen, Frontmann Turner beschreibt die neue Stilrichtung als „ Dr. Dre Beat, der mit Ike-Turner -Topffrisur auf einer E-Gitarre durch die Wüste galoppiert“. Mit ihrer Erzählung über junge Romanzen und Einsamkeit geht die Band auf ihre bisher größte Tour – und muss im Folgenden erst einmal eine Pause einlegen, in der die Mitglieder eigenen Projekten nachgehen. 2017 finden sich die vier dann wieder für Tranquility Base Hotel & Casino zusammen, auf dem sie neue künstlerische Wandlungen durchlaufen und uns auf eine Reise in ein fiktives Hotel auf dem Mond mitnehmen. Die Atmosphäre der anschließenden Tour halten sie auf der Platte Live at the Royal Albert Hall fest. Mit The Car führt die Gruppe ihren neuen musikalischen Zugang jetzt weiter und zeigt sich in ihren Kompositionen stark von David Bowie inspiriert – letztendlich bildet die Vinyl ein weiteres vielschichtiges Werk einer Band, die heute kaum noch enttäuschen kann.