Queens Of The Stone Age HHV Records 26 Artikel

Jamsessions in der Wüste Kaliforniens

Zu Beginn der 2000er sind sich alle einig: der Alternative Rock muss reaktiviert werden. Die pulsierende Szene der Palm Desert in Kalifornien beweist sich Ende der 90er als ideale Brutstätte für die Stoner-Riffs, mit denen die Queens of the Stone Age nur wenige Jahre später um die Welt touren und sich als die unaufhaltsame Macht etablieren, die sie heute sind. Die Band um Leadsänger Josh Homme bringt den Blues und Hard Rock der 70er Jahre in neuer Form zurück in die Konzerthallen, wird auf dem Weg sieben Mal für einen Grammy nominiert und beweist durch füllige Gitarren und hypnotische Melodien bis heute, dass der Rock’n‘Roll noch lange nicht das Zeitliche gesegnet hat. Vor ihrem massiven Erfolg etablieren sich die Member in der lokalen Szene der Palm Desert, wo nächtliche Jamsessions in der Wüste zu drogengeladenen Partys ausarten und Homme Anfang der 90er die Band Kyuss mitbegründet – sie nehmen eine Reihe an Platten auf, bevor 1995 die Auflösung der Band ansteht und Homme sich in sein neues Projekt stürzt: die Queens of the Stone Age.

Verzerrte Gitarren und soundtechnische Explosionen

Das Seattle-stämmige Indielabel Loosegroove nimmt sich ihrer selbstbetitelten Debutplatte im Jahr 1998 an, mit If Only erreicht die Wüstengruppe sogar bereits Radiostationen. Konzerte unter anderem mit den Smashing Pumpkins und Rage Against The Machine dürfen dabei nicht fehlen, und die sogenannten Desert Sessions finden auch weiterhin statt – ein Nebenprojekt Hommes, und laut ihm „das längste Mixtape aller Zeiten“, auf dem sich immer neue namhafte Gäste beim gemeinsamen Experimentieren vereint finden. In die Top 40 der Charts steigen die Queens im Jahr 2000 mit dem Track The Lost Art Of Keeping A Secret, was ihnen neue Scharen an Fans für ihre zweite LP Rated R verschafft, und noch mehr Aufmerksamkeit bringt ihnen der splitternackte Auftritt ihres Bassisten Nick Oliveri beim brasilianischen Rock in Rio – er wird verhaftet. Etliche Lineup-Veränderungen spielen ihnen schließlich den Foo-Fighters Gründer und ehemaligen Nirvana Drummer Dave Grohl in die Arme, mit dem sie Songs For The Deaf aufnehmen und sich Alternative-Legendenstatus verschaffen, getoppt wird das ganze dann 2004 von ihrer Erfolgsplatte Lullabies To Paralyze. Endlos verzerrte Gitarren und soundtechnische Explosionen markieren das Revier der wildgewordenen Gruppe: „mehr David Lynch mit jeder Meile“, so Homme.

Ohne Angst vor der Neuerfindung

Vor Experimenten gibt es keine Zurückhaltung seitens des Bandleaders: Era Vulgaris im Jahr 2007 zeigt die Band brillant chaotisch wie nie und stiftet die Fans im Booklet der CD zur Weiterverbreitung der Songs auf allen erdenklichen Plattformen an. Nach einem medizinischen Beinahe-Tod während einer Operation verbringt Homme danach einige Monate im Krankenhaus und verfällt in eine Depression – die Erfahrung verarbeitet er auf dem sperrigen Album …Like Clockworks, das 2013 beim Indie-Giganten Matador erscheint und zur ersten Nummer Eins der Band in den USA wird. Nach Hommes Produktion für Iggy Pops Platte Post Pop Depression arbeitet die Band an dem Album Villains, für das sie sich den legendären Produzenten Mark Ronson ins Boot holt – der hat bereits für Amy Winehouse, Adele, Miley Cyrus und Bruno Mars im Studio gesessen. Das klingt dann natürlich mehr nach Dancefloor als vorher, macht die Member aber vor allem in ihrer eigenen Nische noch einmal stark und zeigt sie in voller Klarheit darüber, wo sie hingehen und wo sie anecken. Mit einer neuen Desert Session folgen Homme und seine Gäste im Jahr 2019, und das heiß ersehnte Queens-Comeback In Times New Roman… im Jahr 2023 kommt mit frischen Ideen und der gewohnten Prise Melodienwahnsinn daher – vor Neuerfindungen fürchten sich die Queens of the Stone Age kaum.