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Ein Alchemist der Neuzeit

Aus dem pulsierenden Herzen der Berliner Musikszene stammend, begann Nils Frahms Reise mit klassischen Wurzeln und entwickelte sich bald zu einer avantgardistischen Kraft, die sich einer Kategorisierung entzieht. Geboren 1982 in Hamburg, Deutschland, wuchs er mit Musik auf – sein Vater war ein bekannter Komponist. Dieser frühe Kontakt entfachte seine Leidenschaft für Klänge und führte dazu, dass er schon im zarten Alter verschiedene Instrumente ausprobierte. Seine klassische Klavierausbildung bildete eine solide Grundlage, doch schon bald setzte er sich über die Konventionen hinweg. Als er in die elektronische Musik eintauchte, begann er, sein Klavierspiel mit Synthesizern und anderen elektronischen Geräten zu kombinieren und so eine unverwechselbare Klangpalette zu schaffen. Seine klanglichen Erkundungen ähneln der Reise eines Alchemisten, der klassisches Klavier mit elektronischen Experimenten verbindet. Während seiner Teenagerzeit verstärkte sich Nils Frahms Faszination für das kreative Potenzial der Technologie. Diese Faszination brachte sein eigenes Plattenlabel und sein eigenes Studio, das Durton Studio, hervor, in dem er seinen einzigartigen Sound verfeinern konnte. Diese Jahre waren entscheidend, denn in ihnen kristallisierte sich allmählich sein unverkennbarer Stil heraus – eine delikate Verschmelzung von klassischer Eleganz und modernen elektronischen Sound.

Weniger ist mehr

In seiner Karriere, die sich seit Mitte der 2000er Jahre erstreckt, taucht Frahm in Ambient-, klassische und elektronische Genres ein und verschmilzt sie nahtlos zu einem einzigartigen Klangerlebnis. Sein Debütalbum Wintermusik (2009) gab mit zarten Klavierkompositionen den Ton an und gab einen Vorgeschmack auf seinen unverkennbaren Stil. Felt (2011) zeigte seine introspektive Herangehensweise, indem er unkonventionelle Techniken wie das Auflegen von Filz auf Klaviersaiten für eine gedämpfte Resonanz verwendete. 2013 veröffentlichte Frahm Spaces, eine Live-Aufnahme, die seine Improvisationskünste verewigte. Solo (2015) reduziert sich auf das Wesentliche und enthält intime Klaviersoli. Im selben Jahr kollaborierte er mit Ólafur Arnalds für Collaborative Works, eine Sammlung von Ambient-Duetten. Frahms ehrgeiziges All Melody (2018) markierte eine Abkehr, indem es Synthesizer und komplizierte Studiobearbeitung einbezog. Dieses Album festigte seinen Status als visionärer Produzent. Inmitten dieser Veröffentlichungen demonstrierten Frahms EPs und Singles seine Vielseitigkeit. All Melody ist eine Erkundung der Klangarchitektur, bei der Frahm sein selbstgebautes Studio als eigenständiges Instrument einsetzt. Jedes Album ist ein Kapitel in seiner musikalischen Autobiografie, ein Einblick in seine Entwicklung als Künstler.

Der verrückte musikalische Wissenschaftler

Frahms minimalistischer Ansatz, der in Alben wie Felt und Spaces zum Ausdruck kommt, entfachte eine Renaissance des Interesses an ambienter Musik. Seine einzigartige Herangehensweise an das Klavier, bei der er oft unkonventionelle Techniken wie Dämpfung und Live-Manipulation kombiniert, hat ein ganz eigenes Genre hervorgebracht. Live-Auftritte von Frahm sind nichts weniger als hypnotisierende Klangreisen. Ihn in Aktion zu erleben, gleicht einem verrückten musikalischen Wissenschaftler, der sich über ein Meer von Keyboards und Synthesizern beugt und Sinfonien hervorzaubert, die die Kluft zwischen dem Ätherischen und dem Irdischen überbrücken. Sie finden oft an unkonventionellen Orten statt und verwandeln Räume in Kathedralen des Klangs, in denen die Zuhörer durch seine beschwörenden Melodien in andere Welten entführt werden. Nils Frahms Einfluss reicht weit über seine Solowerke hinaus. Durch die Zusammenarbeit mit Größen wie Ólafur Arnalds und Anne Müller sind Klangteppiche entstanden, die sich an der Schnittstelle zwischen elektronischer und klassischer Musik bewegen. Sein Plattenlabel Erased Tapes ist zu einem Zufluchtsort für Künstler geworden, die musikalische Normen sprengen und neue Wege beschreiten wollen.