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Warme Funk-Samples und obligatorische DJ-Scratches

Die Kanadisch-US-Amerikanische Crew Main Source ist eine dieser raren Erscheinungen im Hip Hop der 90er Jahre: ein Exempel jener Gruppen, die mit einem einzigen Album den Kurs des Genres verändern und noch jahrzehntelang in den Einflüssen ihrer musikalischen Kinder nachklingen. Dabei sind es vor allem die facettenreich gebauten Beats, die durch ihre Verwendung von Soul und Jazz Samples bei einer Hip Hop-Welt anecken, die sich musikalisch eigentlich viel reduzierter sieht. Ein Rap-Klassiker als Erstlingswerk, das muss man erst einmal schaffen – denn als sich die Crew 1989 an der East Coast zusammenfindet, bringen die beiden Producer Sir Scratch und K-Cut sowie der rappende Producer Large Professor jeweils ein ungemeines Talent auf den Tisch, sodass ein Meisterstück in dieser Kombination nur logisch erscheint. Large Professor, der später durch seine Beats für A Tribe Called Quest und Nas zu einem Qualitätssigel im Genre avanciert, füllt dabei die Bars der Main Source mit durchdachten Lyrics und einem messerscharfen Flow – der Dreh- und Angelpunkt der ersten Singles 1989 und 1990 liegt dabei allerdings auf den konzeptgewissen Beats, die vorwärtsgehende Funk-Drums mit warmen Samples und den obligatorischen DJ-Scratches kombinieren. Die groovigen Tracks der Gruppe werden dabei allesamt auf dem legendären SP-1200 Sampler gebaut, der später auch zum soundtechnischen Markenzeichen des Large Professors wird.

Ein Klassiker, der Spuren hinterlässt

Mit Breaking Atoms erscheint 1991 das wellenschlagende LP-Debut der Main Source, das auf Snake Eyes mit einen Battle-orientierten Opener ins Haus platzt, und dessen Attitüde ebenso auf Tracks wie dem selbstbetitelten Large Professor und dem jazzigen Vamos a Rapiar hindurchschimmernt. Gesellschaftskritisch zeigt die Stimme der Crew sich beispielsweise auf Just A Friendly Game of Baseball – einem Track, der die normalisierte Polizeigewalt gegen Schwarze in der Nachbarschaft auf radikale Weise mit einem Baseballspiel vergleicht: „Cause to the cops, shootin‘ brothers is like playin‘ baseball / I guess when they shoot up a crew, it’s a grand slam“. Außerdem wird die hypnotisierende Albumsingle Looking At The Front Door zu einem Untergrundhit und sitzt für ganze drei Wochen an der Spitze der Billboard Hot Rap Songs, während Peace Is Not The Word To Play auf die heuchlerische Verwendung des Wortes Frieden aufmerksam machen möchte: „Cause I’ve seen people on the streets / Shoot the next man and turn around and say peace“. Zugleich markiert Live At The Barbeque den Debutpart eines gewissen Nas – nur drei Jahre später nimmt dieser sein legendäres Album Illmatic auf, natürlich mithilfe des Beatspezialisten Large Professor. Durch direkte und clevere Texte sowie seine ausgetüftelten Instrumentals wird Breaking Atoms schließlich zu einem Klassiker, der seine künstlerischen Spuren über die Jahre in den Werken von zahlreichen Kollegen und Verehrern hinterlässt.

Das neue Herzstück der Crew

Noch bevor ein Nachfolger das Licht der Welt erblicken kann, verlässt der Large Professor die Gruppe, um das Augenmerk auf seine Arbeit als Producer zu richten. Ersetzt wird er durch den ebenfalls aus New York stammenden Mikey D, mit dessen rauen Bars 1994 die Platte Fuck What You Think erscheint. Der offensive Rapstil des neuen Crewmitglieds wird von den Fans zunächst irritiert aufgenommen – denn das rappende Herzstück ist nicht mehr dabei, und das macht sich auch in der Produktion bemerkbar. Das sorgt für ein vergleichsweise aggressives Album – jedoch mit einigem Erfolg, denn auf dem Sample ihres Tracks What You Need baut keine geringere als Madonna im gleichen Jahr ihren Song Human Nature auf. In den folgenden Jahren wird es still um die Main Source, und über zwanzig Jahre später geht die Crew dann tatsächlich wieder mit Large Professor und Mikey D auf Tour, um beide Alben live zu spielen – nach all den Jahren ist die Main Source schließlich noch immer ein unangetastetes Untergrund-Phänomen.