Benny The Butcher HHV Records 19 Artikel

Unzensiert authentisch aus dem Untergrund

Jeremie Pennicks Jugend in den 90er Jahren besteht aus dem Wu-Tang Clan , Mobb Deep und der New Yorker Horrorcore-Szene, in die er später selbst eintaucht: bereits im zarten Alter von zehn weiß er, dass er Musiker sein möchte. Mit einem DJ als Vater wächst Pennick im Herzen des East Coast auf und veröffentlicht ab 2004 etliche Mixtapes als B.E.N.N.Y. Unter anderem durch das Chains Bond Tape generiert er einen ersten Hype, bevor er 2012 gemeinsam mit Conway the Machine und Westside Gunn wie weiteren Freunden das Griselda -Label und –Kollektiv gründet, das ihm fortan für seine Releases den Rücken stärkt. Gleichzeitig nimmt er Untergrund-Gangsta-Platten mit der Black Soprano Family auf, die er zusammen mit Griselda-Nahen gegründet hat, und die auf düster-rauhen Beats das Straßenleben New Yorks einfängt. „Authentizität ist unser Ding“, sagt die Crew über sich selbst, und diese unzensiert authentische Herangehensweise zeigt sich auch in Bennys Soloveröffentlichungen, wie zum Beispiel auf seiner 2016 erschienenen EP 17 Bullets . „My life runnin‘ like I’m in a movie“, meint er dort, und angesichts seiner Lyrics zwischen Straßenleben und Ganggeschichten glauben wir ihm das sofort. Aber auch Platten wie My First Brick im gleichen Jahr und seine Kollaboration mit DJ Green Lantern auf Butcher On Steroids schlagen Wellen im New Yorker Untergrund.

Straßengeschichten aus neuen Perspektiven

Die Masse an Releases, die Butcher über die späten 2000er ansammelt, ist kaum noch überschaubar, soweit dringt der Rapper in die verschiedensten Gefilde vor. Noch bevor sich die brutalen Verse des Buffalo-Heimischen auf Tana Talk 3 niederschlagen, unterschreibt das Griselda-Label bei Shady Records , sodass Eminems Interscope -Ableger fortan ihre Platten vertreibt. Das bringt die ganze Crew voran – vor allem Benny, der es immer wieder schafft, seine Straßengeschichten aus neuen Perspektiven zu erzählen. Unter anderem mit dem Kopfnickerexperten The Alchemist hinter dem Beatsampler sorgt das Debutalbum Tana Talk 3 dabei für eine fast filmische Atmosphäre, die uns den Rapper in Sachen Storytelling allerdings nur näher bringt. Gastverse von Industriegrößen wie Pusha T und Black Thought von den The Roots sind jetzt an der Tagesordnung, so jedenfalls auf der Erfolgs-EP The Plugs I Met im Jahr 2019, und einen weiteren Meilenstein markiert die ein Jahr später veröffentlichte Platte Burden of Proof , die den Butcher das erste Mal in die Billboard Top 30 befördert und ihn mit Legenden wie Rick Ross und Freddie Gibbs das Mic teilen sieht – dabei bringt Benny seine Geschichten so aggressiv und überzeugend wie noch nie auf den Punkt.

Die neue cinematische Stimme im Rap

„Der Butcher hat eine Gabe und keine Angst“ – und vor allem gönnt er sich keine Pause: die EP The Plugs I Met 2 präsentiert ihn neben 2 Chainz und Fat Joe mit Ende 30 in Höchstform und stößt in den Charts wie in der Musikpresse auf wohlgesinnte Blicke. Langsam entwickelt Benny sich zu einer elementären Stimme im US-Rap , und dabei zu einer melancholisch wie cinematischen – unte anderem durch die Beats aus dem Hause Harry Fraud. Bennys Management-Vertrag bei Jay-Zs Label Roc Nation etabliert den rappenden Metzger dabei soweit, dass er Ende 2021 bei Def Jam unterschreibt und sich sogar gemeinsam mit Snoop Dogg , Busta Rhymes und Jadakiss für den Track Murder Music ins Studio einschließt. Auf Tana Talk 4 ein Jahr später zeigt er sich wiederum so persönlich wie nie, beschreibt die eigenen Verwundungen wie auch die Reue über Vergangenes: „Being honest, this could be karma I probably deserve in the first place“. 2020 erst wurde er angeschossen und musste einige Zeit im Rollstuhl verbringen, die er auf dem Album verarbeitet. Dabei steht Ehrlichkeit für Benny an vorderster Front: „Wenn ich über diese Dinge spreche, tue ich das nicht, um sie zu verherrlichen“, sagt der Butcher.