Anderson .Paak HHV Records 9 Artikel

Mit dem Auge fürs Detail

Der Punkt in Anderson .Paaks Name ist nicht das einzig Ungewöhnliche daran, wie der aus Oxnard in Kalifornien stammende Musiker sich gibt: „Der Punkt steht für Detail – immer auf die Details zu achten.“ Ein Detail, das von den meisten wahrscheinlich übersehen wird, ist für den aufstrebenden Rapper und Sänger eine stetige Erinnerung daran, sich selbst treu zu bleiben. Mit diesem Ansatz gelingt ihm 2015 endlich der Durchbruch in der Hip Hop Welt, doch seine Startvoraussetzungen vor diesem Punkt machen es ihm alles andere als leicht. Als Teenager spielt er in einer Kirchengruppe Schlagzeug, Geld verdient er später auf einer Marihuana-Plantage. Als die ihn eines Tages aus dem Nichts vor die Tür setzt, ist er gemeinsam mit seiner Frau und einem Kind plötzlich wohnungslos: aus der Not heraus stellen Freunde ihn in einem Studio an, wo er seine freie Zeit nutzt, um unter dem Namen Breezy Lovejoy seine erste Platte O.B.E. Vol. 1 aufzunehmen. Der Langspieler erscheint 2012 auf einem Indie-Label, aber mehr als Respekt in der lokalen Szene kommt dabei nicht rum. Kurzum benennt der Rapper sich in Anderson .Paak um, und als Session-Drummer geht er sogar mit American-Idol-Star Haley Reinhart auf Tour.

Einer neben Snoop Dogg und Ice Cube

Als durchaus facettenreicher Künstler beweist er sich 2013 mit dem Release der EP Cover Art: konzipiert als Umkehrung der Geschichte bedient er sich Rocksongs weißer Künstler wie Neil Young, den Beatles und den White Stripes und verwandelt sie in groovige R&B Tracks, auf denen er vornehmlich singt anstatt zu rappen. Ähnlich musikalisch divers zeigt er sich dann ein Jahr später auf dem ersten .Paak-Album Venice – mit Zutaten der verschiedensten kulturellen Rezepte mischt der Kalifornier eine Platte aus R&B, Soul, Hip Hop, Funk, Dancefloor und Disco zusammen, die sowohl den Storyteller als auch den ambitionierten Melodieschreiber in ihm herausbringt. Dass der Langspieler nicht in der Versenkung verschwindet, dafür sorgen .Paaks Features auf Dr. Dre heiß erwartetem Comeback-Album Compton ein Jahr später, auf dem der Rapper nicht nur neben legendären Gästen wie Snoop Dogg, Eminem, Kendrick Lamar und Ice Cube brilliert, sondern auch – wie kein Zweiter auf der Platte – auf ganzen sechs Songs vertreten ist. Das bleibt in der Hip Hop-Welt kaum unbemerkt: der vielschichtige Lyriker nutzt die öffentliche Aufmerksamkeit, und nur einige Monate später bringt er sein zweites Werk auf Albumlänge heraus. Mit Malibu lädt Anderson .Paak unter anderem ScHoolboy Q und The Game für Gastverse ein und schafft es in die Billboard Top 10 im Bereich R&B/Hip Hop.

Mit seinen Alben durch die Kalifornischen Städte

Neben einer viral gehenden Live-Performance in der Tiny-Desk-Serie und Gastauftritten bei Kollegen wie Mac Miller, Chance the Rapper und Rapsody gründet er gemeinsam mit dem angesehenen Producer Knxwledge das Duo NxWorries und bringt 2016 eine Platte bei Stones Throw heraus. Mit dem Titel des folgenden Soloalbums Oxnard hangelt er sich weiterhin durch die Kalifornischen Städte, und in den Aufnahmesessions sammelt sich so viel Material an, dass daraus auch gleich der Nachfolger Ventura entsteht. Jederzeit mit seinem Mentor Dr. Dre an der Seite, auf dessen Label .Paak auch untergebracht ist, und diesmal sogar mithilfe von Producer-Legende Madlib, kehrt der Musiker hier zu seinen Wurzeln zurück. 2020 gastiert er auf Eminems Album Music to be Murdered By, wonach sein neues Duoprojekt Silk Sonic das Licht der Welt erblickt – in Kollaboration mit keinem Geringeren als Bruno Mars. An Evening With Silk Sonic bildet 2021 das Albumdebut des Duos, das eine herzerwärmend nostalgische Mischung aus Soul und R&B liefert – die beiden klettern auf Platz 2 der US-Albumcharts. Das .Paak die Musik lebt, kann man ihm im Angesicht seiner Releases wohl kaum verübeln: „Meine Frau hasst mich, ich sehe nicht mal mehr meine Kinder, weil ich die ganze Zeit im Studio bin. Das ist alles. Das ist alles, was ich habe.“