Silly Hurensöhne

Als eine der wenigen Bands hatte Silly über den Mauerfall hinaus einen bestehenden und gut dotierten Plattenvertrag mit der BMG Ariola in München. Entstanden durch die Kooperation von Amiga und Ariola zum Album „Februar“ (Veröffentlichung am 8.2.1989) war diese Zusammenarbeit unabhängig vom „Einschnitt“ des 9.11.1989 geplant. Im Sommer 1990 hat Silly dann diesen Vertrag bei BMG gekündigt, nachdem die verantwortlichen Produktmanager der Ariola der Band Themen und Texte vorgeben wollten.
Kommentar von Tamara Danz dazu: „Text-Reglementierungen hatten wir zu DDR-Zeiten genug. Wir dachten das ist jetzt vorbei“. So ist das Album mit Zeitverzögerung in Eigenregie und im Vertrieb des VEB-Nachfolgebetriebes – der Deutsche Schallplatten Berlin GmbH – erst 1993 erschienen. Das ist purer Deutschrock mit unglaublich spannenden Texten, der einem da beim Hören um die Ohren weht. Mal leise, aber überwiegend laut und mit druckvollem Sound. Der Einsatz von Bläsern, Opern-Sopran („Fliegender Fisch“) und Kinderchören („Helloween in Ostberlin“) stehen hier ebenso imposant neben Textzeilen wie beim Song „Neider“ - Dein erhobener Kopf ist ihr Aufmarschsignal | Du hast verschissen | Und sie rücken mit den Dreckschleudern an | Du wirst verrissen. Das „Traumpaar“ demonstriert auf originelle und zugleich bedrückende Weise den Prozess der Wiedervereinigung und die Ungleichheit der beiden daran teilgenommen habenden „Partner“. Aber es geht auf dem Album auch um Liebe. „Bye Bye“ ist so ein Song, bei dem Tamara Danz ein Abschiedsszenario mit Worten zum Leben erweckt hat. Man sieht beim Zuhören tatsächlich den zu Rauch gewordenen Atem in frostig kalter Zeit an seinem inneren Auge vorbei ziehen. Ebenso beeindruckend ist der Titel „Rot wie Mohn“, in dem es um Drogensucht und Entzug geht. Auch hier bewies die Danz, dass sie mit ihren Texten auf einem Level mit Werner Karma stand, der in den 80ern mit seinen Lyrics dafür sorgte, dass SILLY etwas für den denkenden Teil der Musikfreunde im Land (und darüber hinaus) anbot. Die „Hurensöhne“ sind ein musikalisch/textlich vielschichtiges Werk geworden. Dazu die Stimme der großartigen Tamara Danz, an der selbst die immer mäkligen Kritiker nichts zu kritisieren hatten. Über 30 Jahre ist das nun her – allemal ein Grund dieses Album als Doppel-Vinyl dem interessierten Musikliebhaber in Deutschland wieder zugänglich zu machen. Die 2LP kommt auf rotem Vinyl und in einem ansprechenden Fold-Out- bzw. Klappcover plus Prägedruck daher.