John Cale Paris 1919 By Mark Doyle

John Cales rätselhaftes Meisterwerk „Paris 1919“ erschien zu einer Zeit, in der sich der Künstler und seine Welt für immer veränderten. Es war 1973, das Jahr der Watergate-Anhörungen und der Ölkrise, und Cale stand am Scheideweg. Die glühende Wut seiner Velvet-Underground-Tage war fast verflogen; jetzt lebte er in Los Angeles, arbeitete für eine Plattenfirma und machte Musik, wenn es die Zeit erlaubte. Er musste einige Geister zur Ruhe betten, aber das konnte er nicht tun, ohne andere aufzuscheuchen. Paris 1919 war das Ergebnis.

In diesem lebendigen, breit gefächerten Buch macht sich Mark Doyle auf die Jagd nach den Geistern, die in Cales beständigstem Soloalbum herumspuken. Da sind die Geister von New York – von den Velvets, Nico und Warhol – die er in seinem Gepäck nach Los Angeles geschmuggelt hat. Da ist der Geist von Dylan Thomas, einem Landsmann aus Wales, der nicht nur Paris 1919, sondern auch einen Großteil von Cales Leben und Kunst heimsucht. Es gibt die Geister der Geschichte, eines gescheiterten Friedens und der Künstler, die die Wahrheit in Träumen suchten. Und es gibt die Geister von Weihnachten, überraschende Besucher, die eine nostalgische Wärme und einen Hauch von winterlicher Angst mit sich bringen. Mit Gelehrsamkeit und Witz bietet Doyle neue Möglichkeiten, ein altes Album zu hören, dessen Rätsel nie vollständig gelöst werden.