Larry June HHV Records 3 Artikel

Einer der den Hip Hop atmet

Die Karriere des Rappers Larry June lässt sich als ein Auf und Ab innerhalb einer erbarmungslosen Musikindustrie lesen, als jahrelange Arbeit um Aufmerksamkeit für die eigene Kunst – oder aber als die Geschichte eines Musikers, der es einfach nicht sein lassen kann, der den Hip-Hop atmet und Hindernisse als Chancen betrachtet, bis er es nach ganz oben geschafft hat. Für Larry June trifft all das zu – der aus San Francisco stammende Sohn eines mehr oder weniger erfolglosen Rappers wagt seine ersten Gehversuche in der Musik Ende der 2000er während der Schulzeit in Atlanta, bevor er zurück in seinen Heimatstaat Kalifornien zieht, um an der Highschool zu starten. Das hält nicht lange an – der aufstrebende Rapper schmeißt die Schule und will sich nur noch mit der Musik beschäftigen. Auf Myspace verknüpft er sich schon früh mit Leuten wie Cardo und G-Eazy, den ersten selbstproduzierten Langspieler im Gangsta-Stil mit dem Titel Cali Grown bringt er 2010 heraus. Gemeinsam mit dem gefragten Atlanta-stämmigen Producer TM88 nimmt Larry vier Jahre später die EP Route 80 auf und schlägt Wellen im Untergrund, was von der Presse nicht unbeachtet bleibt: das deftige und basslastig produzierte Tape wird vom Complex-Magazin online gepostet und lockt Warner Records ins Haus – für den Kalifornier springt dabei ein Major-Deal für eine Reihe an EPs heraus.

Der Newcomer mit Atlanta-Aura

Aber so vielversprechend der Vertrag, so enttäuscht zeigt das Label sich mit Larry nach Jahren, in denen kein nennenswerter Mainstreamhype entstanden ist. Die Folge: Warner Records setzt ihn auf die Straße, und der Rapper ist wieder auf sich allein gestellt. Dabei hat er in der Zwischenzeit gut abgeliefert: unzählige Single- und EP-Releases zementieren seinen Status als vielversprechenden Newcomer mit Atlanta-Aura und einer Prise Selbstironie – seine teils von Michael Jackson inspirierten Adlibs sind dabei nicht das einzige Indiz für Larrys Spaß an der Sache. Insbesondere seine EPs Larry im Jahr 2016 und Larry TWO ein Jahr später versammeln zwar keine riesigen Scharen an Fans, stellen allerdings seine Hartnäckigkeit und künstlerische Hingabe unter Beweis. Die Veröffentlichungen nach Warner Music muss er jetzt wieder aus eigener Tasche finanzieren, doch das stellt kaum ein Hindernis dar – auch eröffnet er bald Shows für Post Malone. Die Musik macht ihm damit zwar mehr als zu Beginn, vor allem durch seine wiedererlangte Independent-Position – Nebenjobs muss Larry June aber trotzdem immer wieder annehmen, auch um seinen neugeborenen Sohn versorgen zu können. Auf seinen Tracks spricht er dabei immer wieder von mentaler Gesundheit und ermutigt seine Zuhörer, ihre Träume zu verfolgen: „I think the best thing I ever did was never quit / Stay up on your grind, young nigga, you can get rich“.

Rap als Backup-Plan

Beim Empire-Vertrieb veröffentlicht der Rapper 2021 seinen Meilenstein Orange Print, und Features mit Größen wie Joey Bada$$ sind die Folge. „I been all ’bout myself, tryna better myself / It ain’t all ’bout wealth“ versichert Larry June uns auf seiner Platte, die mit ihrem Einstieg in die Charts schließlich einen langen Weg hinter sich hat. Neben etlichen Feature-Anstrengungen schafft es der Nachfolger Spaceships on the Blade auf Platz 39, und die 2023 erschienene Kollabo-Platte mit The Alchemist könnte man als Larry Junes Durchbruch bezeichnen: The Great Escape heimst dank seines immersiven Sounds Lob und Liebe von allen Seiten ein. Die Namen auf seinen Gastversen sprechen für sich: unter anderem Slum Village, Ty Dolla $ign und Wiz Khalifa geben sich hier die Klinke in die Hand. Langsam aber sicher kommt Larry June ins Rollen: „Rap war immer mein Backup-Plan. Das war es, was ich am Ende immer machen würde. Ich wusste das. Ich habe das Gefühl, dass ich das im Hinterkopf hatte und nie aufgegeben habe, und so konnte ich alles erreichen, was ich wollte.“ Also ganz nach Plan.