Kool Savas HHV Records 8 Artikel

Berliner Battlerap in Reinform

Der oft als King of Rap bezeichnete Berliner Rapper mit dem Namen Kool Savas kann sich so einiges anrechnen lassen: die Etablierung des Battleraps in Deutschland, eine Reihe an Nummer-Eins-Alben, landesweite Kontroversen um seine Texte und den wahrscheinlich bedeutsamsten Disstrack im deutschen Rap. Savaş Yurderi, geboren 1975, kommt eigentlich aus Aachen, und nach einer Kindheit zuerst in der Türkei und dann in Deutschland fängt er als junger Mann in den neunziger Jahren an, sich in Berlin-Kreuzberg politisch zu engagieren. Sein musikalisches Herz schlägt dabei schon früh für den Battlerap der West Coast, und einer Reise nach Los Angeles folgend gründet er 1996 mit den Kollegen Fumanschu und Justus Jonas die Rapcrew M.O.R. – was nicht weniger bedeutet als Masters of Rap. Und das trifft es auch ganz gut, denn Savas und Co. legen hier Hip-Hop-Grunsteine, wie auch durch seine ein Jahr später mit Taktloss gegründete Crew Westberlin Maskulin. Ganz nach Westküsten-Vorbildern wie Ice Cube und Compton’s Most Wanted geben die beiden 1997 auf dem ersten Maskulin-Tape Hoes, Flows, Moneytoes keine lyrische Rücksicht auf irgendwen und liefern Battlerap in aggressiver Reimform: „Mein Ziel ist, alle Menschen töten ohne Grund.“

Vom Index zu MTV

Kool Savas schlägt jetzt ordentlich Wellen im Deutschrap, doch Kritik hagelt es schon früh: die homophoben und sexistischen Lyrics in Tracks wie Schwule Rapper werden kontrovers diskutiert und führen zur Indizierung der Warum rappst du? EP. Trotzdem schafft der Provokateur es 2001 mit seiner EP Haus und Boot auf MTV und in die Charts, 2002 gründet der er dann sein eigenes Label Optik Records, mit dem der Berliner junge Talente wie seine Produzentin Melbeatz und den Newcomer Eko Fresh unter seine Fittiche nimmt. „Der Rest braucht nicht mehr zu reimen / Denn ich allein vereine alle in einem“ – gewohnt überlegen gibt Savas sich auf der Debutplatte Der beste Tag meines Lebens, doch neben den Battle-Texten wird der King of Rap jetzt auch persönlicher, und diese Entscheidung erhöht ebenso die Verkaufszahlen. Der wahrscheinlich bedeutsamste Beef des Deutschraps entspinnt sich dann 2003, als Eko Fresh das Optik-Label verlässt – mehrere Disstracks folgen von beiden Seiten, so auch Savas‘ Riesenerfolg Das Urteil, mit dem er auf Tour ab jetzt die Konzerte beendet. Neben einer Kollabo-LP mit Azad und einem Fernsehauftritt bei Stefan Raabs TV total gastieren auf seinem Mixtape Die John Bello Story im Jahr 2005 dann eine Handvoll neuer Optik-Kollegen, doch das Label sieht sich bereits drei Jahre später mit seinem Ende konfrontiert – was den Battle-Veteran keinesfalls davon abhält, mit seiner nächsten Platte Aura die Charts zu erklimmen.

Die Steigerung von fresh

Der King Kool Savas, kurz KKS, setzt immer wieder neue Meilensteine: Aura wird zum erfolgreichsten Deutschrap-Album des Jahres 2011, gemeinsam mit Xavier Naidoo performt er ein Jahr später den Song Schau nicht mehr zurück beim Bundesvision Songcontest – und gewinnt. Auf Märtyrer zeigt KKS sich auch weiterhin ungeschlagen in Sachen Battlerap, wenn auch weniger provokant als noch in jungen Jahren: „Ich mach‘ Rap über Rap, ihr macht Rap über nichts / Deswegen bleibt ihr auf null, das ist simple Mathematik“. Mit Essahdamus erfolgt 2016 eine Rückkehr zur Mixtape-Ästhetik der alten Schule, und in Kollaboration mit Sido nimmt er das Album Royal Bunker auf, welches die beiden Rap-Urgesteine dem ehemaligen wegweisenden Berliner Label mit dem gleichen Namen widmen: „Zwei Sterne kollidier’n und ihr seid live dabei“. Mit KKS und AGHORI setzt der Rapper seinen Legendenstatus fort und behält dabei gleichzeitig seine Sonderstellung im deutschen Rap – er wächst in neue Richtungen, doch bleibt seinen Wurzeln treu: „Meine Musik wird sich immer ein wenig verändern, aber sie wird stets denselben Spirit haben“. Oder einfacher formuliert: „Die Steigerung von fresh? KKS“.